„Der Staatshaushalt muss ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert, die Arroganz der Behörde muss gemäßigt und kontrolliert werden. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen reduziert werden, wenn der Staat nicht bankrottgehen soll. Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten statt auf öffentliche Rechnung leben.“
Dies ist kein Zitat von Wirtschaftsminister Robert Habeck und auch nicht von unserem Finanzminister Christian Lindner. Dies sind die Worte an einen über seine Verhältnisse lebenden Staat von Marcus Tullius Cicero, Politiker und Anwalt, im Jahr 55 vor Christus. Also solide Staatsfinanzen sind kein neues Thema.
Nicht erst die Pandemie hat das ausufern der Verschuldung in gefährliche Regionen steigen lassen. Wie sieht es aktuell mit dem Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP) aus: Griechenland 225%, Italien 170%, Irland 62%, Portugal 143 %, Deutschland 79%, Frankreich 127%, Spanien 133% und zum Vergleich noch Japan 296%, USA 95%, China 81% (Quelle: https://www.usdebtclock.org/world-debt-clock.html).
Nach den US-Ökonomen Kenneth Rogoff (Harvard-Professor und frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds) und Carmen Reinhart erzielen Volkswirtschaften ab einer Schuldenlast von 90% des BIP nur noch die Hälfte des Wachstums wie jene, die weniger stark verschuldet sind. Damit entfällt für die entwickelten Länder die schmerzloseste Möglichkeit den Schuldenlasten zu entkommen: stärkeres Wirtschaftswachstum.
Der zweite Weg ist die Haushaltskonsolidierung über Ausgabenkürzungen und / oder die Erhöhung der Staatseinnahmen. Obwohl es dazu in Deutschland Ideen gibt, wie die Erhöhung der Erbschafts- und Grunderwerbssteuer, Einführung einer Vermögenssteuer/-abgabe und Kapitaltransaktionssteuer, hat dieser Weg in einer parlamentarischen Demokratie noch nie richtig funktioniert, da Politiker wiedergewählt werden wollen und dem Bürger zu viel wegzunehmen, kontraproduktiv dazu ist.
Was bleibt ist der Schuldenschnitt oder eine viel subtilere Art der Entschuldung sind finanzielle Repressionen wie:
- „künstlich“ niedrig gehaltene Zinsen
- Anlagevorschriften, die es institutionellen Anlegern, vor allem Versicherungen und Banken, vorschreiben in Staatspapiere zu investieren, da in diese ohne Eigenkapitalunterlegung investiert werden kann
- Besitzverbot für bestimmte Vermögenswerte (z. B. Gold)
- Einführung von Kapitalverkehrskontrollen, damit der Anleger nicht ins Ausland flieht
- Manipulation des Verbraucherpreisindex
und die dann damit verbundene Inflation. Diese bewirkt einen negativen Zins und einen sukzessiven Kaufkraftverlust des Geldes und „ist im tiefsten Grund eine verborgene Form der Besteuerung oder Umverteilung von Reichtum – hin zum Staat und seinen Günstlingsgruppen und weg von der übrigen Bevölkerung“ (R. Baader).
Sicherheit in diesem Sinne muss neu definiert werden. Inflation, Währungsschnitte, Staats und Bankenpleiten, sind nicht mehr ausgeschlossen. „Nicht der Staat geht Pleite, sondern seine Bürger!“ (Carl Fürstenberg, dt. Bankiers, 1850-1933).
Wie schütze ich mein Geld, meine Altersvorsorge?
Wie kann ich wenigstens den Erhalt der Kaufkraft bei der Geldanlage im Auge behalten?
Was kann jeder Einzelne für sich tun?
Zunächst seine Geldanlagen auf den Prüfstand stellen: “Papier” ist in solchen Zeiten immer eher zu meiden, sprich raus aus Bargeld, Tages- und Festgeldern, Sparbüchern, Kapitalversicherungen und Staatsanleihen. Lebensversicherer haben z. B. 80% der Kundengelder in Staatspapieren investiert. Eine Sachwertorientierung ist mehr als angebracht, aber auch hier unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung über ein möglichst breites Spektrum von Anlageklassen, -kategorien und –stilen und Vermeidung von Klumpenbildungen wie z. B. in Immobilien oder Gold. Und stellen Sie sich vor einer Investition immer die Frage: „Ist das sinnvoll, was da mit dem Geld gemacht wird?
Viele Studien der letzten 30 Jahre bestätigen, dass strategische Entscheidungen, also die Vermögensaufteilung (Asset-Allokation = Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen mit dem Ziel der Optimierung des Rendite-/Risiko-Verhältnisses bei Berücksichtigung von Risikobereitschaft und Anlagedauer) über den langfristigen Erfolg der Gesamtanlage entscheidet und weniger die Auswahl von Einzeltiteln (Stock- und Fonds-Picking). Risikostreuung ist alles.
Ein gutes Beispiel für eine ausgewogene Anlagestruktur sind die Stiftungsfonds der amerikanischen Elite-Universitäten. Seit Jahrzehnten glänzen die Stiftungsfonds von Yale, Harvard und Stanford mit überdurchschnittlichen Traumrenditen. Private Universitäten in den USA sind besonders auf die effiziente Anlage von Stiftungs- und Spendengeldern angewiesen, da sie daraus einen bedeutenden Teil ihrer Aufwendungen bestreiten müssen. Durch die gute finanzielle Ausstattung (Harvard 53 Milliarden Dollar, Yale 42 Milliarden Dollar, Standfort 37 Milliarden Dollar, Princeton 37 Milliarden Dollar, MIT 27 Milliarden Dollar) bewahren sie ihre Unabhängigkeit von der öffentlichen Hand, haben umfangreiche Budgets für die Forschungsbereiche und sind so automatisch für die besten Studenten des In- und Auslandes sehr attraktiv.
Zentrale Frage bei dem am Beispiel des Yale Endowment Fund durchgeführten Aufteilungs-Prozesses ist, wie das Portfolio gegen große unerwünschte Marktereignisse geschützt werden kann, ohne gleichzeitig Renditechancen zu mindern. Yale benutzt zur Beantwortung dieser entscheidenden Frage statistische Methoden und eine erfahrungsgeprägte Modifikation der zu erwartenden Erträge, Varianzen (Streuungsmaß) der einzelnen Anlageklassen und ihre unterschiedlichen Verläufe, um ein optimales Portfolio zu konstruieren, das sich auf sechs Anlageklassen erstreckt. Seit 1985 erzielte der Fonds eine durchschnittliche Rendite von 13,7 Prozent pro Jahr. Das aktuelle strategische Yale-Portfolio (2021):
- Real Assets (Immobilien, Öl, Gas und Wald) 9,5%
- Absolute Return (inklusive Hedge Fonds) 23,5%
- Private Equity (inklusive Venture Capital) 41%
- Ausländische Aktien (inklusive Emerging Markets) 11,75%
- US-Aktien (vor allem kleine und mittlere Unternehmen) 7,5%
- Renten / Kasse 4,5%
Fazit: Wer gut streut, rutscht nicht so schnell aus!